Durch die Beobachtung der Schüler im Unterricht, durch Tests und standardisierte Diagnoseverfahren gilt es, jedes Kind individuell mit seinen Stärken und Unterstützungsbedarfen wahrzunehmen und geeignete Fördermaßnahmen durchzuführen. In den ersten Schulwochen wird eine systematische Beobachtung und Überprüfung aller Schulanfänger durchgeführt, um grundlegende Förderbedarfe schon früh feststellen zu können. Die Beobachtung und Dokumentation wird im Team von den Klassenlehrerinnen und der Sozialpädagogin durchgeführt.
Kinder mit besonderen Förderbedarfen und Unsicherheiten werden zusätzlich intensiv überprüft mit den „Diagnostischen Einschätzskalen (DES) zur Beurteilung des Entwicklungsstandes und der Schulfähigkeit“ nach Karl-Heinz Barth.
Bereiche der Schuleingangsdiagnostik
- Körperwahrnehmung: Selbstbildnis, Körperteile benennen, Bewegungsplanung,…
- Phonologische Bewusstheit: Reimpaare erkennen, Silbensegmen-tierung, Anlaute zuordnen,…
- Zahlen- und Mengenerfassung: Pränumerische Fähigkeiten, Eins-zu-Eins-Zuordnung, Zahlen und Mengen von 1–10,…
- Feinmotorik: Ausmalübung, Schneideübung, Schreibvorübungen,…
- Visuelle Wahrnehmung: Unterscheidung geometrischer Formen, Wortbilder erkennen, Auge-Hand-Koordination,…
- Grobmotorik: Einbeinstand und Einbeinhüpfen, Beidbeinhüpfen über ein Seil, Seiltänzergang, Balancieren über den Balken, Rolle vorwärts, Hampelmann, rückwärts gehen,…
Fördermaßnahmen
Die beschriebene Schuleingangsdiagnostik gibt Hinweise für eine gezielte individuelle und differenzierte Förderung. Die Umsetzung der Förderung erfolgt im Team von Lehrkräften und der Sozialpädagogischen Fachkraft durch Maßnahmen der inneren und äußeren Differenzierung.
- Innere Differenzierung:
- Unterrichtsformen, die selbstständiges, individuelles Lernen ermöglichen
- Betreuung und Unterstützung der Kinder mit Förderbedarf durch die Sozialpädagogin
- Äußere Differenzierung:
- Förderung in Kleingruppen oder Einzelförderung im Lernstudio
- Klassenübergreifende Förderbänder werden eingerichtet
- Förderschwerpunkte wechseln nach Bedarf
Unterricht und individuelles Arbeiten im Klassenverband
Die Schüler arbeiten entsprechend ihrer individuellen Lernvoraussetzungen und der erforderlichen Lernzeit möglichst selbstständig an spezifisch vorbereiteten Arbeitsaufträgen in Unterrichtsformen innerer Differenzierung.
Der Unterricht wird so gestaltet, dass die Kinder selbstständig und selbstgesteuert lernen können. Im Deutschunterricht beispielsweise arbeiten die Kinder silbengestützt mit dem Lehrwerk „ABC der Tiere“, im Mathematikunterricht im eigenen Tempo und auf individuellem Niveau mit dem „Matherad“. Schnell lernende und leistungsstarke Schüler werden nicht gebremst und bearbeiten bereits weiterführende Aufgaben. Langsam lernende und leistungsschwächere Schüler arbeiten ihrem Tempo sowie ihren Fähigkeiten entsprechend und werden nicht überfordert. So kann jedes Kind die Erfahrung des Könnens, aber auch des Gefordertseins machen. Weitere Methoden und Differenzierungsmaßnahmen auch in den anderen Fächern werden in Lehrerteams erarbeitet, durchgeführt und reflektiert.
Offene Unterrichtsformen
In den Richtlinien für die Grundschule in NRW wird die individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes als anspruchsvolle Aufgabe für jeden Unterricht hervorgehoben. Selbstgesteuertes Lernen, kooperative Lernformen und angeleitetes Lernen stehen dabei in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander. Offene Unterrichtsformen mit Arbeitsplänen, Freiarbeitsphasen, Werkstatt- und Projektarbeit sowie die Arbeit mit Lernarrangements ermöglichen den Kindern eine selbstständige, individuelle und selbstverantwortliche Arbeitsweise. Dies schließt einzelne Hilfen für Schüler mit Lernschwierigkeiten oder besonderen Problemen beim Lernen ebenso ein wie die Förderung von besonderen Begabungen oder Neigungen. In der Regel durchlaufen die Kinder die Schuleingangsphase in zwei Jahren. Je nach der individuellen Entwicklung des Kindes ist es auch möglich, ein Jahr oder drei Jahre in der Schuleingangsphase zu verbleiben.
Rhythmisierung des Unterrichts
Ein rhythmisierter Schulalltag mit Phasen der Anspannung und Entspannung unterstützt die Arbeit in der Schuleingangsphase. Das ist besonders für die Förderung von Schülern mit gering ausgeprägter Konzentrationsfähigkeit von Bedeutung. Auch die Abkehr vom 45-Minuten-Takt hilft mit, die Schuleingangsphase für das fachliche und soziale Lernen zu gestalten. Außerdem geben ein Tagesplan, Regeln, Rituale, wiederkehrende Aufgabenformen sowie festgelegte Arbeits-, Bewegungs- und Entspannungsphasen Sicherheit und Orientierung im Schulalltag.
Zusammenarbeit im multiprofessionellen Team
Im Sinne der umfassenden, ganzheitlichen Förderung der Kinder arbeiten Kollegen und Kolleginnen mit unterschiedlicher Profession zusammen. Für die Klassen- und Fachlehrer, Sozial- und Sonderpädagogen, Integrationshelfer sowie Mitarbeiterinnen der OGGS sind gleiche Ziele und klare Absprachen wichtig, um die individuelle Förderung der Kinder zu ermöglichen. Auch außerschulische Partner wie Bundes-freiwilligendienstlerinnen, Ehrenamtliche des Projektes „Wir für Kinder“, Praktikanten, Auszubildende der Logopädieschule in Rheine und eine Lern- und Ergotherapeutin unterstützen die Kinder.
Kooperation von Kindertagesstätte und Schule
Die Gestaltung des Übergangs von der Kindertagesstätte zur Grundschule in Kooperation mit den beteiligten Einrichtungen ist uns ein wichtiges Anliegen. Wir möchten allen Kindern einen erfolgreichen Start in die Schule ermöglichen und jedes Kind individuell wahrnehmen und fördern.
Deshalb findet bereits seit vielen Jahren ein regelmäßiger Austausch und eine enge Zusammenarbeit zwischen den Erzieherinnen der vier Kindertageseinrichtungen vor Ort und der Michaelschule statt. In Gesprächen, aus praktischen Erfahrungen und in Anlehnung an Vorgaben des Kultusministeriums und der Träger der Einrichtungen entwickeln wir die Zusammenarbeit mit den Tagesstätten, der Grundschule und den Eltern der zukünftigen Schulkinder stets weiter. Konkrete Ausführungen dazu sind in den Kooperationsvereinbarungen mit den Kitas zu finden.